Mitglieder des JuFo auf der Kundgebung "Solidarität für Israel" vor dem Brandenburger Tor
Bericht von Pola Sarah Nathusius
Es war eine umstrittene Reise – die Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach (CDU) hatte
Mitglieder der DIG nach Berlin eingeladen. Erika Steinbach ist seit vielen Jahren DIG Mitglied,
war lange Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV) und sitzt als Abgeordnete aus dem
Wahlkreis Frankfurt Sachsenhausen im Bundestag. Allerdings ist die konservative Politikerin
auch immer wieder durch zweifelhafte politische Aussagen aufgefallen. So erklärte sie zum
Beispiel, Polen habe schon im Frühjahr 1939 mobil gemacht und verteidigte die Aussage
zweier BdV Kollegen, der Einmarsch Deutschlands in Polen sei nur ein zweiter Schritt
gewesen.
Nach langen internen Diskussionen entschieden wir vom Jungen Forum Frankfurt uns,
dennoch an der Reise teilzunehmen und fuhren vom 18. Bis 21. Oktober in die Hauptstadt.
Insgesamt knapp 40 DIG Mitglieder nahmen teil.
Das Bundespresseamt hatte ein umfangreiches Programm vorbereitet: ein Besuch in der
Wanderausstellung der DIG im Paul Löbe Haus, die Besichtigungen des Plenarsaals und ein
Vortrag über die Aufgaben und die Arbeit des Parlaments im Bundestags, Führungen durch
den Berliner Dom und das Centrum Judaicum sowie die Besichtigung der Gedenkstätte
Berlin Hohenschönhausen, dem ehemaligen Untersuchungsgefängnis der Stasi.
Zwischendurch wurde die Reisegruppe in diversen Restaurants verpflegt – da einige
Mitglieder des Jungen Forums jedoch koscher leben, hatte das Büro von Frau Steinbach
dankenswerterweise noch organisiert, dass wir mit koscheren Mahlzeiten eines
Cateringservices versorgt wurden. So genossen wir statt Kohlrouladen Hummus, Pita und
Lachs!
Am zweiten Tag sollte eigentlich ein Gespräch mit Frau Steinbach stattfinden, auf das wir
sehr gespannt waren. Leider war Frau Steinbach jedoch nicht in Berlin – zur gleichen Zeit
fand in Frankfurt der Jahresempfang der Frankfurter CDU statt.
Steinbach wurde von einem ihrer Mitarbeiter vertreten – das Informationsgespräch erfüllt
nicht ganz unsere Erwartungen. ..... erzählte viele Anekdoten aus der Sowjet Zeit, vom KGB
und Dinge, die Steinbach so erlebt habe. Doch auch er irritierte ähnlich wie Steinbach. Unter
anderem als es um die aktuelle Flüchtlingsdebatte ging. Viele Flüchtlinge kämen in teuren
Anzügen, mit Gold behängt und „Geldbündeln in der Tasche“ nach Deutschland, Menschen
aus dem Nahen Osten könne man außerdem nicht trauen – sie würden zu Übertreibungen
neigen. Diese Aussagen verärgerten uns sehr, sodass ein Teil des Jungen Forums den Raum
verließ.
Abseits des Programms des Bundespresseamtes konnten wir an einer Kundgebung am
Brandenburger Tor teilnehmen. Unter dem Slogan „Terror und Hass entgegen treten – Berlin
für Israel“ kamen um die 200 Menschen zusammen. Neben Repräsentanten des American
Jewish Comittee, des Jungen Forums und der Berliner Gemeinde kam auch der israelische
Botschafter Yakov Hadas-Handelsman und hielt eine kurze Rede.
Wir konnten unsere Zeit in Berlin außerdem nutzen, um uns mit Mitgliedern des Berliner
JuFo zu treffen und an einer von ihnen veranstalteten Lesung von Felix Bartels zu
Antizionismus teilzunehmen. Erfreulich war auch, dass die Reise es möglich machte, andere
Mitglieder der DIG kennen zu lernen und miteinander ins Gespräch zu kommen. So konnten
wir uns mit einigen Mitgliedern des Dachverbandes bei Mittag- und Abendessen über unsere
Standpunkte, Fragen und Motivation für die Arbeit in der DIG austauschen.